Fast jede Zwillingsgeburt verläuft völlig anders als die Erwartungen der werdenden Zwillingsmama. Lisas Geburt begann mit einem Termin zur Einleitung und war mit viel Geduld verbunden. Lies hier Lisas berührende Geschichte über die Geburt ihrer Zwillingsmädchen: Zwillinge Entbindung – So war meine natürliche Zwillingsgeburt
alles begann mit einem Termin zur Einleitung – Zwillinge Entbindung
Es begann am 06. Januar 2020 um 9 Uhr mit einem Termin zur Einleitung. Zu dem Zeitpunkt war ich bei 36+3 Schwangerschaftswoche. Ich stand an der Kreißsaaltür und klingelte. Die Tür ging auf und mir wurde bewusst, dass ich bald Dreifachmama sein werde. Ich werde das Perinatalzentrum nicht mehr ohne meine Babys verlassen: meine beiden Zwillingsmädchen, meine Wunder, mein ganzer Stolz, mein Leben.
Ich meldete mich am Empfangstresen, gab meinen Mutterpass ab und wurde in den Wartebereich geschickt. Der Kreißsaal war voll. Das Wartezimmer war voll. Als ich endlich dran war, kam ich in ein Wehenzimmer. Das Krankenhaus besitzt drei Wehenzimmer, quasi die Vorstufe zum Kreißsaal.
Es war nicht sicher, ob die Einleitung stattfinden würde
Wir schrieben ein CTG und die Hebamme sagte mir, der Kreißsaal sei so voll, dass sie gar nicht wisse, ob wir die Einleitung überhaupt durchführen können. Ganz ehrlich? Ich war schockiert. Mir kamen die Tränen. Ich konnte nicht mehr. Meine Mutter beruhigte mich am Telefon und riet mir erst einmal abzuwarten, was die Ärztin sagen würde.
Nach 60 Minuten CTG und endloser Warterei kam endlich die Ärztin und teilte mir mit, dass wir mit der Einleitung anfangen. Also schluckte ich die erste Tablette. Ich hatte mich bewusst für diese Einleitungsart entschieden, da ich die Tabletten von meinem Großen her kannte und eine wundervolle Geburt erleben durfte. Danach schrieben wir wieder ein CTG. Sie klärte mich noch mal auf, wie eine natürliche Zwillingsgeburt abläuft: Mehrere Menschen werden im Kreißsaal anwesend sein, ein OP-Team für den Notfall und die Kinderärzte. Sie legte mir ans Herz, mich für eine PDA zu entscheiden, damit ich zwischen der Geburt des ersten Babys bis zur Geburt des zweiten Babys besser mitarbeiten kann. Ich lehnte die PDA ab, unterschrieb jedoch für den Notfall das Aufklärungsblatt.
Kein freies Zimmer, Kreisssaal belegt – die zweite Einleitungstablette musste warten
Ich wurde auf die Wochenstation geschickt, um mein Zimmer zu beziehen. Leider gab es kein freies Zimmer. Auch die Wochenstation war restlos überfüllt. Also nahm ich im Speisezimmer Platz und vertrieb mir irgendwie die Zeit.
Um 14 Uhr sollte ich die nächste Tablette bekommen. Also ging ich zeitig erneut mit meinem Koffer hoch, leider waren alle Wehenzimmer und Kreißsäle belegt und ich wurde vertröstet, dass ich gegen 16 Uhr wiederkommen sollte.
Ich muss gestehen, ich war sehr traurig. Bei meinem Großen gab es keine Verzögerungen und ich wurde nicht vertröstet. Nun ja, also hoffte ich wenigstens auf ein Zimmer. Wieder unten angekommen war leider immer noch kein Zimmer frei. Ich bin also wieder mit Sack und Pack ins Speisezimmer gegangen und wartete dort erneut.
Die Einleitung ging schleppend voran – Zwillinge Entbindung
Gegen 16 Uhr ging ich erneut hoch, um meine nächste Einleitungstablette zu bekommen. Die Hebamme gab mir dieses Mal nur die halbe Dosis. Da sich bis jetzt noch nichts getan hatte, war ich etwas traurig, nahm es aber einfach so hin. Das sollte auch die letzte Tablette für heute sein.
Ich watschelte also erneut auf die Wochenstation. Täglich grüßt das Murmeltier, dachte ich mir. Aber wie sollte es auch anders sein, es war leider kein Zimmer frei und zum dritten Mal ging ich hochschwanger ins Speisezimmer zum Warten.
Total ausgehungert holte ich mir ein Brötchen vom Bäcker. Um 17.30 Uhr bekam ich endlich ein Zimmer. Ich musste den ganzen Tag im Speisezimmer verbringen, hochschwanger. Das macht mich bis heute noch etwas traurig, aber nun ja, ändern konnte man es nicht. Die anderen Frauen brauchten ein Zimmer.
Leichte WEhen stellten sich ein – Zwillinge Entbindung
Am frühen Abend bekam ich leichte Wehen. Gut auszuhalten, ich merkte, wie mein Bauch immer wieder hart wurde. Also nahm ich mir mein Handy, meine Kopfhörer und ging nach draußen spazieren. Immer wieder die gleiche kleine Runde. Ich telefonierte mit meinem Mann und erzählte ihm von meinem Tag. Per Video sagte ich meinem Großen noch gute Nacht. So verging der Abend. Ich lief irgendwann einfach nur noch über die Gänge, im Gehen war es einfacher, die Wehen auszuhalten als im Liegen. Gegen 12 legte ich mich ins Bett, orderte noch Ohrstöpsel und versuchte zu schlafen. Doch an Schlaf war einfach nicht zu denken. Der Bauch wurde immer wieder hart und mein Rücken schmerzte.
Mir ging so viel durch den Kopf. Wie lange würde es noch dauern? Würde der Tag morgen besser werden? Geht es vielleicht schon heute Nacht los? Ach, das war alles so spannend.
Die Nacht endete um 5.30 Uhr, als ich mich nach drei unruhigen Stunden Schlaf dazu entschied, in den Kreißsaal zu gehen, um meine nächste Einleitungstablette zu erhalten. Eigentlich sollte ich erst ganz entspannt nach dem Frühstück in den Kreißsaal kommen, doch ich konnte ja eh nicht mehr schlafen.
Mit einer Eipollösung ging es weiter – Zwillinge Entbindung
Im Kreißsaal angekommen, erhielt ich meine dritte Einleitungstablette. Vorher und nachher ging es wieder ans CTG. Man sah leichte und regelmäßige Wehen. Der Muttermund war bis dahin allerdings weiterhin nur fingerdurchlässig. Ich sollte um 10.10 Uhr erneut in den Kreißsaal kommen. Gesagt getan, als ich oben war, wurde ich wieder runter geschickt, da alle Kreißsäle belegt waren. Ich sollte nach 45 Minuten hochkommen. Es würde dann ein CTG geschrieben werden. Da aber der Kreißsaal für eine Frau aus dem OP reserviert war, würde ich keine weitere Einleitungstablette erhalten.
Die Hebamme bot mir an, eine Eipollösung zu machen. (Bei der Eipollösung löst eine Hebamme die Eihaut vom Gebärmutterrand ab.) Ich klärte das kurz mit meiner Nachsorgehebamme ab und stimmte direkt zu. Die Hebamme untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund bei 3 cm sei.
Die Eipollösung war schmerzhaft, aber gut auszuhalten. Nun war die Hebamme zufrieden und sagte, ich sollte um 13.30 Uhr wieder in den Kreißsaal kommen, dann sei ein Kreißsaal für mich vorbereitet. Sie sagte mir, dass sie Rücksprache mit den Ärzten hält, ob wir gegebenenfalls die Fruchtblase sprengen und mit einem Wehentropf arbeiten oder ich um 13.30 Uhr noch mal eine Tablette bekomme. Ich veratmete brav die leichten Wehen, inzwischen merkte ich sie immer mehr im unteren Rücken.
Mir wurde etwas übel, doch ich spazierte zu meinem Zimmer und legte mich einen Moment hin, um etwas Kraft zu tanken. Ich bemerkte langsam, wie die Wehen etwas doller wurden. Die Eipollösung half also.
Langsam ging es los – Zwillinge Entbindung
Dann ging es langsam los. Die Wehen wurden stärker und schmerzhafter. Ich konnte sie gut aushalten und veratmen. Am 07. Januar 2020 um 13.16 Uhr schrieb ich meinem Mann, dass er ins Krankenhaus kommen solle. Meine Mutter brachte meinen Mann und meinen Großen ins Krankenhaus. Definitiv wäre mein Mann nicht in der Lage gewesen, selbst ein Auto zu fahren. Als er endlich da war, fiel mir ein Stein vom Herzen. Er brachte Schokobrötchen mit und holte mir Tee. Die Wehen wurden immer doller. Mein Mann war einfach die beste Unterstützung. Wir spazierten im Kreißsaal durch die Gänge. Er massierte mir bei jeder Wehe den unteren Rücken und überredete mich immer wieder einen kleinen Bissen Schokobrötchen zu essen, um Energie zu sammeln für die Geburt. Ich aß also brav immer wieder Brötchen und trank Tee.
Als wir wieder im Kreißsaal waren, war die Hebamme ganz erstaunt, dass es plötzlich alles so schnell ging und fing an, den Kreißsaal herzurichten. Also bei Zwillingen ist das wirklich eine ganz andere Hausnummer. Für jede Situation wurde vorgesorgt: überall lagen Spritzen, Handtücher, Bändchen, Tücher. Alles war voll.
Die Wehen wurden immer doller. Ich hatte kaum noch Kraft. Zu wenig Schlaf in der Nacht, keinen Appetit. Ich konnte nicht mehr, mir kamen die Tränen. Die Hebamme war einfühlsam, sagte mir, dass meine Babys ganz bald auf der Welt seien und wenn ich es nicht schaffen würde, könnte sie mir ein „Scheißegal“-Mittel geben. Ich entschied mich für Meptazinol, da ich von der Geburt meines Großen her kannte.
Die Wehen wurden immer stärker
Auch dieses Mal wurde mir übel. Ich musste spucken. Dann wurde ich so müde und schlapp, dass ich einfach die Augen zu machen konnte. Die Wehen ließen nach und ich konnte Kraft tanken. Das Medikament hielt meine muttermundwirksamen Wehen definitiv auf. An meinem Muttermund tat sich nichts. Als das Medikament nachließ, kam die Ärztin und wir besprachen, wie wir weiter machen sollten. Sie sagte mir, dass wir die Fruchtblase vorerst nicht sprengen würden und mit der Einleitungstablette warten würden.
„Ich durfte anfangen zu pressen. Alle waren hoch konzentriert. „
Die Hebamme machte nochmals eine Eipollösung und untersuchte den Muttermund. Nun wurden die Wehen immer doller. Mir tat alles weh. Ich wusste nicht, wie ich mich hinlegen sollte, egal wie ich lag, alles tat weh. Stehen war noch schlimmer, da meine Beine einfach nachgaben und im Vierfüßler Stand war es auch nicht auszuhalten. Ich lag irgendwie auf der Seite mit dem doofen CTG-Gerät am Bauch (Das ist sowieso so nervig unter der Geburt. Das behindert einen total. Ich bat mehrfach, das CTG zu entfernen, doch bei Zwillingen lassen sie nicht mit sich sprechen.) und hatte die Arme um den Hals meines Mannes gelegt. So veratmete ich Wehe für Wehe. Ich jammerte nach jeder Wehe und sagte immer wieder, dass ich nicht weiß, wie ich das alles schaffen soll.
Endlich platzte eine Fruchtblase
Mir kamen immer wieder die Tränen, da meine Kraft nachließ. Es war Zeit für die Übergabe. Unsere Hebamme verabschiedete sich und meine neue Hebamme kam. Helena, ach du liebe Helena! Unser Engel. Du hast uns nicht allein gelassen, warst die ganze Zeit an unserer Seite. Du hast mir Mut zugesprochen, hast gesagt, alles wird gut. Ich merkte, wie es warm wurde und etwas Warmes aus mir herauslief. Ich wusste gar nichts mit mir anzufangen in dem Moment. War das Urin oder Fruchtwasser? Helena untersuchte mich. Fruchtwasser! JUHU! Am Muttermund tat sich nur langsam was. Ich bettelte, es gehe endlich weiter und so weitete die Hebamme bei jeder Wehe den Muttermund. Das sind Schmerzen, kann ich euch sagen, aber mir half es total.
Innerhalb einer Wehe war Lotta da
Ich hatte mich direkt zu Beginn gegen eine PDA entschieden, weil ich Panik davor hatte. Nun kam plötzlich der Punkt, wo mir alles egal war. Ich wollte diese PDA. Helena rief die Ärzte an und fing an, die Elektroden auf meine Brust zu kleben. Und zack, als hätte ich diesen Schritt benötigt, hatte ich das extreme Verlangen zu pressen. Ich sagte es der Hebamme. Sie war ganz erstaunt, tastete den Muttermund und holte auf der Stelle ihre Kollegin und die Ärztinnen. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Sollte es nun plötzlich so schnell gehen? Ich durfte anfangen zu pressen. Alle waren hoch konzentriert. Es ging alles viel zu schnell. Ich konnte gar nicht aufhören zu pressen und innerhalb einer Wehe kam Lotta Leni um 21.40 Uhr gesund und munter auf die Welt. Sie wurde direkt in Handtücher gewickelt und mir auf den Bauch gelegt. Die Hebamme hielt mein Baby durchgehend fest.
Innerhalb von Zwei Wehen war Ronja da
Mir kamen die Tränen und ich bedankte mich von Herzen für meine erste gesunde Tochter. Alle sprachen viel Lob aus. Da kam schon die nächste Presswehe. Ich sagte nur noch zur Hebamme, die die Maus durchgehend hielt, dass sie sie bitte weglegen soll, weil die nächste Wehe kam. Ich lag immer noch auf der Seite und die Ärztinnen um mich herum wollten an meinen Bauch, um zu gucken, was mit dem zweiten Baby passiert. Und plötzlich ging es so schnell: Es machte Flatsch und die zweite Fruchtblase flutete den Kreißsaal und die Hebamme. Das war mir so unangenehm. Ich entschuldigte mich ganz schnell und musste schon wieder pressen. Innerhalb der nächsten zwei Wehen kam Ronja Jule um 21.46 Uhr gesund zur Welt. (Ich weiß noch, wie ich aufgeklärt wurde, dass ein Arzt meinen Bauch fixieren würde, damit das 2. Baby in der richtigen Position liegen bleiben würde. Bei uns ging alles so schnell, dass die Ärztin gar nicht dazu kam.)
Ich war so überglücklich, bedankte mich bei allen und konnte es gar nicht fassen, meine Babys waren nun endlich bei mir. Meine Töchter, da kommen mir noch heute die Tränen. Was ist das für ein magischer Moment? Mein Mann freute sich so sehr und sagte mir immer wieder, wie stolz er auf uns sei und wie toll ich die Geburt gemeistert hätte.
Die Hebammen und Ärztinnen waren ganz gerührt und bedankten sich, dass sie bei einer so schönen natürlichen Zwillingsgeburt dabei sein durften. Helena sagte, solche Geburten bleiben noch lange im Kopf aller. Das freute mich so sehr.
Dankbar und Stolz für unsere Zwillingsmädchen – Entbindung Zwillinge
Lotta kam mit 47 cm und 2620 g und Ronja mit 48 cm und 2650 g zur Welt. Sie sind gesund und wurden von der Kinderärztin direkt gelobt. Die Geburt der Plazenta konnte ich irgendwie nicht mehr wahrnehmen. Ich hatte auch keine Geburtsverletzungen. Dafür bin ich sehr dankbar. Das erste Stillen im Kreißsaal verlief ohne Probleme und beide Mäuse tranken fleißig.
Es ist kaum zu glauben, was der weibliche Körper alles schafft. Eine Geburt zu meistern. Wunder zu gebären. Egal ob natürlich oder Kaiserschnitt, wir Frauen können so stolz auf uns sein! Und wir? Wir freuen uns jetzt schon, den Kreißsaal irgendwann wieder zu betreten und dieses Wunder erneut zu erleben.
EIn Jahr Zwillingsglück – Zwillinge Entbindung
Lisas Zwillingsmädchen sind mittlerweile schon über ein Jahr alt und halten ihren Bruder und ihre Eltern auf Trapp. Danke, liebe Lisa, für deinen schönen Geburtsbericht: Zwillinge Entbindung – So war meine natürliche Zwillingsgeburt
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Hier gleich den nächsten Geburtsbericht lesen: Geburt Zwillinge Bericht – Meine Zwillinge kamen per Notkaiserschnitt