Jede Schwangerschaft ist geprägt von Gedanken über die Geburt. Besonders bei Zwillingen ist die Aufregung und Hoffnung groß, die Babys so lange wie möglich im Bauch zu behalten. Doch wie so oft, kommen Zwillinge früher auf die Welt. Anika schildert uns ihre Mut machenden Erlebnisse über die Geburt ihrer Frühchen. Lies hier: Geburtsbericht – Zwillinge 30 SSW Geburt
Anikas Geburtsreise beginnt
„Da sehe ich eins … Und da noch eins!“ So begann meine wunderschöne und soweit unkomplizierte Zwillingsschwangerschaft. Ich war überglücklich über unser doppeltes Glück.
Es war der Beginn der 29. Schwangerschaftswoche, Montag, 7.00 Uhr morgens: Ich stand nichts ahnend auf und wollte gerade in Richtung Bad gehen, um wie das eben nun mal in der Schwangerschaft so ist, erneut zur Toilette zu gehen. Mit einem Schwall lief es plötzlich an meinen Beinen herunter und ich brachte nur ein Erschrockenes: „Oh nein, ich glaube, eine Fruchtblase ist geplatzt!“ heraus. Mein Mann war ebenso erschrocken und sagte nur: „Was, waaas??“ So begann plötzlich und unvorbereitet mehr oder weniger unsere Geburt. Da bis dahin alles soweit unkompliziert war, hatte ich mit einem vorzeitigen Blasensprung wirklich nicht gerechnet.
Blasensprung – Wir fuhren ins Krankenhaus – Zwillinge 30 SSW Geburt
Nachdem wir „überprüft“ hatten, ob es denn nun wirklich Fruchtwasser war, was wir übrigens überhaupt nicht herausfinden konnten, fuhren wir in die Klinik, wo ich Gott sei Dank schon eine Woche vorher das Geburtsvorbereitungsgespräch hatte. Ich wollte einfach vorbereitet sein und das war, wie sich nun herausstellte, auch gut so.
Ein Test der Ärztin brachte schnell das Ergebnis: tatsächlich ein vorzeitiger Blasensprung. Ich wurde direkt ins Krankenhaus aufgenommen und bekam Wehenhemmer. Ein übles Zeug wie ich finde, doch für seine Kinder tut man einfach alles. Zudem bekam ich die erste Lungenreifespritze. Dann ging es auf Station. Die Ärzte konnten nicht sagen, wie lange meine Zwillinge noch im Bauch bleiben würden. Wir hofften und beteten, dass es wenigstens noch drei Tage sind, damit die Lungenreifespritze wirken konnte.
Diese Ungewissheit war wirklich nicht einfach. Ich fragte mich, ob es ein paar Tage sein würden oder doch ein paar Wochen. Die Werte waren alle gut und es lag keine Infektion vor. Daher war nicht klar, warum eine Blase vorzeitig platzte. Meine Hebamme erklärte mir noch am Freitag zuvor, dass der Körper bei einer Zwillingsschwangerschaft ungefähr ab der 30. Schwangerschaftswoche gebärbereit sei, da die Gebärmutter eben schon vermehrt ausgelastet sei.
Absetzen des Wehenhemmers – Wehen setzten ein
Mittwochabends wurde dann der Wehenhemmer abgesetzt, da man diesen längstens drei Tage bekommen darf. Es war gegen 18.00 Uhr. Ich versuchte zu schlafen, was mir aber schon die ganze Zeit im Krankenhaus nicht gelang. Ich war einfach zu aufgeregt und außerdem war es im Zimmer zu laut. Die Großküche war ein Stockwerk tiefer und der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach gegenüber. Man kann sich vorstellen, wie laut es teilweise war.
Gegen 22.00 Uhr spürte ich ein Ziehen im Unterleib, das auch nicht nach längerem Warten nachließ. Ich klingelte. Die Schwester schickte eine Hebammenschülerin vorbei, die ein CTG machte. Alles gut soweit, nur bei unserem kleinen Jungen sprangen die Herztöne etwas. Also noch kurz in den Kreißsaal für eine Kontrolle. Auch hier alles gut, ich solle noch mal versuchen, ein wenig zu schlafen, sagte die Ärztin, vielleicht wäre es doch eine Reaktion vom Absetzen des Wehenhemmers. Ich dachte nur: Wie soll ich bitte bei diesen Schmerzen versuchen zu schlafen. Naja, vielleicht ließen die Schmerzen ja wirklich noch mal nach, beruhigte ich mich. Also wieder zurück ins Zimmer, wo ich erfolglos versuchte, noch ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
Es ging zum Kaiserschnitt – Zwillinge 30 SSW Geburt
Die Schmerzen wurden immer stärker und nun in immer regelmäßigeren Abständen. Ich klingelte erneut und fragte die Schwester, ob man damit rechnen könne, dass die Wehen denn noch mal nachlassen würden. Kurze Zeit später kam sie mit einem Rollstuhl und sagte, die Ärztin wolle mich jetzt untersuchen. Nach einem kurzen Ultraschall war dann klar, der Gebärmutterhals verkürzte sich. „Wir holen die beiden jetzt!“, sagte sie.
Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, ich hatte so gehofft, dass meine Zwillinge noch etwas im Bauch bleiben würden. Ich machte mir Sorgen, da es noch so früh war. Außerdem beunruhigte mich, mein Mann würde es vielleicht nicht rechtzeitig zur Geburt schaffen. Aber die Ärztin nahm mir die Sorge. Seine Handynummer fiel mir partout nicht ein, dabei weiß ich sämtliche Handynummern meiner Familie auswendig. Zum Glück war seine Nummer in den Unterlagen notiert. Ich kam in den Kreißsaal und wurde vorbereitet. Erneut bekam ich einen Wehenhemmer, dann wurde mir ein Blasenkatheter gelegt. Dann ging es auch schon in den Operationssaal für die Spinalanästhesie.
Anikas Zwillinge kommen auf die Welt
Am unangenehmsten empfand ich tatsächlich den Blasenkatheter. Ich war sehr aufgeregt und war unendlich dankbar, als mein Mann eintraf und sich zum mir ans Kopfende setzte. Er beruhigte mich und legte seine kühlenden Hände um mein Gesicht. Das hat mir unglaublich gutgetan in diesem aufregenden Moment. Die Kinderärzte, Hebammen und Schwestern standen bereit, um gleich unsere Kinder zu versorgen. Als die Spinale wirkte, ging es los.
Ich hatte mir vorab so viele Gedanken gemacht und jetzt war der Moment tatsächlich da. Ich hatte Angst vor dem Gefühl, meine Beine nicht zu spüren. Doch es war nicht schlimm, so wie der ganze Kaiserschnitt. Vorab hatte ich mir hin und wieder Geburtsberichte auf YouTube angesehen und viel darüber gelesen.
Viele Frauen berichteten von großem Geruckel und Geschaukel, aber das kann ich gar nicht bestätigen. Es war ein wundervoller Moment, als um 5.03 Uhr unser kleiner Lion mit 1270 g und um 5.07 Uhr unsere kleine Mariam mit 960 g zur Welt kamen. Sie kamen direkt in das vorbereitete Bettchen. Nachdem ich versorgt war, durfte ich unseren kleinen Jungen noch kurz auf dem Flur im Bettchen sehen und sein Füßchen streicheln. Es war einfach nur wunderschön. Mariam kam direkt auf die Frühchen-Intensivstation, da sie noch kleiner war.
Sechs Wochen Frühchenstation – Zwillinge 30 SSW Geburt
Natürlich hatte ich mir gewünscht, meine Schwangerschaft würde länger andauern und meine Zwillinge sofort nach der Geburt bei mir zu haben. Doch das Leben läuft eben nicht immer nach Plan und ich bin unendlich dankbar dafür, dass alles gut gegangen ist. Die beiden hatten super APGAR-Werte (Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe) und waren nur kurze Zeit auf der Intensivstation. Sie benötigten keine Beatmung, nur ein paar Tage eine leichte Unterstützung. Lion brauchte sogar diese nicht lange und eine Schwester sagte, dass das wirklich etwas ganz Besonderes sei.
Circa sechs Wochen waren meine Babys in der Kinderklinik auf der neonatologischen Station und durften Mitte September 2020 endlich zu uns nach Hause.
Sechs Monate Mariam und Lion – Pure Liebe
Heute sind meine Zwillinge sechs Monate alt und entwickeln sich bestens. Sie sind kerngesund und haben keinerlei Einschränkungen. Mittlerweile essen sie schon eine Mahlzeit Brei am Tag und ich bin wirklich begeistert, wie schnell und gut sie schon vom Löffel essen. Beide sind sehr ausgeglichen und fröhlich und schlafen mittlerweile so gut wie durch. Ich fühle mich sehr gesegnet und beschenkt und bin so glücklich, ich liebe es, Zwillingsmama zu sein. :) Es ist einfach ein Geschenk, wenn man gleich das doppelte Glück erhält!
Liebe Anika, danke für deinen wunderbaren Geburtsbericht und den Mut den du damit machst!
Dir gefällt was du liest? Ich freue mich über einen Kommentar.♡
Teile Zwillinge2go damit noch mehr Zwillingseltern davon erfahren.
Hier gleich den nächsten Geburtsbericht lesen: Zwillinge Frühchen, meine Mädchen kam bei SSW 28+0