Der Weg als Frühcheneltern ist oft steinig und mit vielen Ängsten verbunden. Schließlich stellt man sich die Anfangszeit mit seinen Neugeborenen nicht im Krankenhaus vor, sondern geborgen zu Hause. Inga brachte ihre Zwillingsmädchen in der 28+0 Schwangerschaftswoche auf die Welt. Es folgten zehn Wochen Krankenhaus. Lies hier Ingas bewegende Erzählungen über die Zeit als Frühchenmama: Zwillinge Frühchen – Meine Mädchen kamen bei 28+0.
Ich bin Mama von Frühchenzwillingen
Frühchen, diese kleinen zarten Wesen. Diese kleinen Kämpfer. Ich durfte zwei davon auf die Welt begrüßen. Meine zweieiigen Zwillingsmädchen wurden in der 28+0 SSW (Schwangerschaftswoche) mittels Kaiserschnitts geboren. Sie waren so klein, wirkten so zerbrechlich und waren alles andere als diese properen Werbebabys, welche man in der Werbung, dem Fernsehen und seinem Umfeld so sieht.
Seit der 19. SSW lag ich im Krankenhaus – Zwillinge Frühchen
Doch ich hatte Zeit, mich darauf einzustellen. Ich lag bereits seit der 19. SSW im Krankenhaus und konnte mich mit der Thematik Frühgeborene entsprechend auseinandersetzen. Ich kämpfte um jede Woche, die sie im Bauch bleiben konnten. Doch an diesem Tag war kein Halten mehr. Trotz Tokolyse, also Wehenhemmern, bekam ich Wehen und wurde direkt in den Operationssaal gebracht. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden meine Zwillinge um 2:19 Uhr und 2:21 Uhr geboren. Beide wurden direkt für die Erstversorgung in den Nebenraum gebracht. Mein Mann begleitete sie, während mein Kaiserschnitt abgeschlossen wurde. Ich hörte nur einen kurzen Laut meiner Babys und schon waren sie weg
Meine Zwillinge wogen nicht einmal 1000 Gramm
Aber sie waren da. Sie lebten mit ihren circa 1000 Gramm. Eine meiner Töchter durfte ich kurz im Anschluss an die OP sehen, die andere wurde aufgrund ihrer Vitalwerte direkt auf die Neonatologie verlegt. Fünf Stunden später wurde ich von meinem Mann im Rollstuhl auf die Station zu meinen Kindern gebracht. In zwei Inkubatoren lagen diese kleinen Wesen, meine Babys. Von der ersten Sekunde an war ich dankbar und glücklich, dass sie lebten, dass sie da waren. Ihre Gesichter waren von einer Atemmaske verdeckt. Sie waren verkabelt. Um uns herum piepten und blinkten diverse Geräte. Doch ich konnte kein Auge von meinen Babys lassen. Mit der Hand durfte ich in die Inkubatoren greifen. Sie streicheln. Mit ihnen sprechen. Mehr war nicht möglich, und trotzdem war ich dankbar. Dankbar dafür, dass die Medizin heute soweit ist, Frühgeborene zu versorgen, ihnen den Weg ins Leben zu ermöglichen.
Ich pumpte alle drei Stunden Milch ab
In den folgenden Tagen und Wochen pumpte ich alle drei Stunden Milch ab und brachte sie meinen Kindern. Ich versuchte die ersten fünf Tage, in denen ich noch im Krankenhaus lag, jeden Moment bei ihnen zu sein. Ich redete mit ihnen. Ich streichelte sie. Ich las meinen Babys Geschichten vor. Ich pumpte Muttermilch zwischen den Inkubatoren ab. Sie bekamen jeweils ein T-Shirt mit unserem Geruch in den Brutkasten gelegt und ihre eigenen kleinen, gestrickten Mützchen. Wir versuchten, in einer unnormalen Situation so viel Normalität wie möglich zu schaffen, Geborgenheit zu schenken, ihnen zu zeigen, dass wir da sind.
Endlich durfte ich meine Babys känguruhen – Zwillinge Frühchen
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann der Tag war, als ich das erste Mal mit beiden känguruhen durfte. Aber ich fühle und erinnere mich genau, wie sich das anfühlte. Zwei verkabelte Babys auf meiner nackten Brust unter einer Decke eingekuschelt sich gegenseitig berührend. Ihr Herzschlag, ihre kleinen Körper, der Duft… mein Herz war voller Liebe. Zwei Stunden lagen wir so gemeinsam da, genossen das Zusammensein und es war erstaunlich, wie die piepsenden Töne weniger wurden, der Herzschlag beider sich beim Kuscheln beruhigte, die Sauerstoffsättigung sich normalisierte. Dieser Moment hat sich eingebrannt und hier fühlte ich das erste Mal wirklich das Muttersein.
Da ich bereits mehrere Wochen vor der Geburt im Krankenhaus lag, entschieden mein Mann und ich, dass ich zur Regeneration nach Hause gehe und nicht auf einer Station getrennt von den Kindern bleibe. In den folgenden Tagen und Wochen fuhren mein Mann und ich jeden Tag einmal am Vormittag einmal am Nachmittag für mehrere Stunden in die Klinik.
Nach zehn Wochen durften wir nachhause
Glücklicherweise entwickelten sich beide sehr gut. Nach zehn Wochen durften wir die beiden Zwillingsherzdamen mit nach Hause nehmen. Ein unbeschreibliches Gefühl voller Elternstolz und Aufregung. Keinerlei Anleitung mehr durch das Krankenhauspersonal, keine stündliche Kontrolle der Werte, kein Druck mehr, bestimmte Mengen zu füttern. Einfach als Familie ankommen und sein. Unseren eigenen Weg finden, in uns und die Kinder vertrauen.
Eine ganz normale Entwicklung – Zwillinge Frühchen
Heute sind meine Zwillingsmädchen knapp neun Jahre alt. Sie sind zwei aufgeweckte, gesunde Kinder, die sich, seit sie zwei Jahre alt sind, altersgerecht entwickeln. Niemand würde nur im Entferntesten ahnen, dass sie 28.0 SSW und damit viel zu früh geboren wurden. Wir machen dies auch außerhalb unserer Familie selten zum Thema, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich so zu entwickeln, wie sie es tun, ohne unter dem Aspekt Frühchen „ beobachtet und verglichen“ zu werden.
Keinerlei körperliche Folgeschäden
Glücklicherweise können wir und der Kinderarzt keinerlei körperliche Folgeschäden beobachten. Sowohl die Grob- als auch Feinmotorik sind gut ausgeprägt. Einzig Konzentrations- und Matheschwäche können möglicherweise auf die Frühgeburtlichkeit zurückgeführt werden. Doch sind wir mal ehrlich, das können auch Kinder und Erwachsene haben, die reif geboren wurden. Davon unbeeindruckt haben wir zwei wundervolle, glückliche und zufriedene Kinder. Und das macht uns unglaublich dankbar.
Danke, für den wertvollen Frühchen-Bericht
Danke, liebe Inga für deinen wertvollen Erfahrungsbericht, der vielen Zwillingsfrühcheneltern Mut machen wird! Wir freuen uns über deinen Kommentar. Mehr über Inga findest du auf ihrem Zwillingsportal „Es sind Zwei“.
Wie ist das bei dir? Bist du Frühchenmama? Oder bist du mit Zwillingen schwanger und machst dir Gedanken, wie eine Frühgeburt sein würde? Ich freue mich über einen Kommentar, Erfahrungen und Anregungen.
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Ich bin einer dieser Zwillingsgrossmutter „to be“. Es ist bei uns noch nicht soweit aber diese Artikel hat mir Hoffnung und Mut gegeben, vielen, vielen Dank!