In der Regel wird bei Zwillingen in der 38. Schwangerschaftswoche eine Einleitung oder ein Kaiserschnitt durchgeführt, wenn die Babys sich bis dahin nicht von alleine rühren. Vanessa fiel es bis zum Schluss schwer, sich für eine Einleitung oder einen Kaiserschnitt zu entscheiden. Doch ihre Zwillingsjungs machten sich von alleine auf den Weg und damit beginnt ihre spannende Geburtsreise: Geburtsbericht Zwillinge 38. SSW – Wenn der führende Zwilling in Stirnlage liegt.
Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt eine schwierige Entscheidung – Geburtsbericht Zwillinge 38. SSW
12. Juni 2018 – SSW 37+5: Früh morgens hatte ich einen Termin im Krankenhaus zum Narkosevorgespräch. Denn selbst nach drei Beratungsgesprächen in drei verschiedenen Krankenhäusern, konnte ich mich einfach nicht entscheiden: Sollte ich eine natürliche Geburt wagen oder den sicheren Weg mit einem Kaiserschnitt gehen? Meine Angst vor war sehr groß vor einer Einleitung, Komplikationen während der Geburt oder gar einem Notkaiserschnitt.
Gleichzeitig hatte ich riesigen Respekt vor einem Kaiserschnitt und den Schmerzen danach. Meine Zeit zum Entscheiden wurde also knapp. Denn bei SSW 38+0 wird in meinem Wunschkrankenhaus bei Di-Di Zwillingen entweder eingeleitet oder ein Kaiserschnitt durchgeführt. Die Absprache mit meinen Ärzten war also ein fest vereinbarter Termin für einen Kaiserschnitt, damit auf jeden Fall genügend Ärzte verfügbar sind. Sollte ich mich jedoch für eine Einleitung entscheiden, sollte diese am Tag des Kaiserschnitts erfolgen.
Die Wehen fühlten sich wie ein Periodenschmerz an – Geburtsbericht Zwillinge 38. SSW
20:00 Uhr – Es war ein ganz gewöhnlicher Tag. Den ganzen Tag über ging es mir richtig gut. Wie gewohnt legten wir meinen ältesten Sohn ins Bett und ich bügelte noch ein wenig. Gegen 21 Uhr nahm ich plötzlich bewusst wahr, dass es seit einiger Zeit immer wieder in meinem Bauch unangenehm zog. Es fühlte sich wie ein Periodenschmerz an. Ach, das sind sicher nur Übungs- oder Senkwehen, dachte ich mir. Es hörte jedoch nicht auf, sodass ich ziemlich nervös gegen 22 Uhr meinem Mann davon erzählt. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob es wirklich echte Wehen waren und ob es vielleicht losgeht. Bei meinem ältesten Sohn hatte ich eine Einleitung und deshalb überhaupt keinen Vergleich. Mein Mann meinte nur: Ich solle besser das Bügeleisen ausmachen und versuchen zu schlafen.
Meine Freundin, mit der ich mich die ganze Zeit über WhatsApp beriet, riet mir, meine Mutter anzurufen, um nach Henry zu schauen und sicherheitshalber mal ins Krankenhaus zu fahren. Sie selbst hatte zweieinhalb Wochen zuvor ihre zweite Tochter geboren und konnte sich gut in meine Lage versetzen. Meine Mutter wollte ich wirklich ungern wecken. Ich war überzeugt, dass es noch nicht so weit war. Obwohl ich schon gut veratmen musste.
Um sicherzugehen, lud ich mir einen Wehentracker aufs Handy. Der zeigte mir alle drei bis fünf Minuten Wehen an und sie wurden zunehmend stärker. Langsam wurde ich dann doch etwas nervös. In Eile packte ich meine Kliniktasche fertig, klingelte meine Mutter aus dem Bett und sprang noch schnell unter die Dusche. Soviel Zeit musste sein.
Der Muttermund war fast vollständig geöffnet – Geburtsbericht 38. SSW
24:00 Uhr – Gegen Mitternacht kamen wir im Krankenhaus an. Eine Hebamme schaute nach meinem Muttermund: Neun Zentimeter war er bereits geöffnet. Nicht auszudenken, wenn ich noch länger gezögert hätte. Nun stand immer noch die Entscheidung im Raum für eine natürliche Geburt oder einen Kaiserschnitt. Da mein Muttermund fast vollständig auf war und ich mich super fühlte, ließ ich mich ermutigen, es spontan zu versuchen. Es hätte eine traumhaft leichte und schnelle Geburt werden können. Aber leider kam es dann doch etwas anders.
Die Fruchtblase platze und los gings mit pressen
Mit der Anästhesistin, die mir eine PDA legte, hatte ich am Morgen mein Aufklärungsgespräch. Sie war überrascht mich so schnell wieder zu sehen. Schließlich waren wir erst in zwei Tagen verabredet. Gegen 2 Uhr platze die Fruchtblase und ich durfte pressen. Ich presste eine ziemlich lange Zeit wie verrückt, aber es tat sich einfach überhaupt nichts. Die Schmerzen waren nicht mehr auszuhalten und die PDA wirkte kein bisschen. Als hätten sie mir Wasser gespritzt. Alle wurden etwas nervös, besonders als die Herztöne des führenden Zwillings mit dem CTG nicht mehr erfasst werden konnten. Zu meiner Erleichterung sah man aber im Ultraschall den Herzschlag.
Irgendwie wollte das führende Baby nicht raus
Die Hebamme und Ärztin waren sich nicht sicher, wie der Führende liegt und warum er nicht raus konnte. Sie vermuteten, dass er den Kopf überstreckte. Unter den schlimmsten Wehen tasteten beide wie verrückt. Drückten den Kopf vom Ultraschall und den Sensor vom CTG in meinen Bauch. Mir wurde das alles viel zu viel. Ich hatte Angst, dass wir auf einen Notkaiserschnitt zusteuerten. Die Ärztin sagte, bis der erste Zwilling geboren werden kann, kann es ab sofort Stunden dauern. Er muss es erst schaffen, den Kopf in die richtige Position zu drehen. Doch das ist nicht leicht für ihn.
Es wurde ein Kaiserschnitt – Geburtsbericht Zwillinge 38. SSW
Stundenlang mit Presswehen warten, dass sich das Kind richtig positioniert? Eine Aussicht, auf die ich wirklich verzichten konnte. Unter Tränen flehte ich um einen Kaiserschnitt und machte deutlich, dass ich nicht mehr warten wollte. Ich bin der Hebamme und der Ärztin dankbar, dass sie mich zu nichts überreden wollten, sondern meinen Wunsch direkt akzeptierten.
03:00 – Uhr: Es ging dann alles ganz schnell. Die Anästhesistin wurde gerufen und ich bat um einen Wehenhemmer. Das Aufklärungsgespräch hatte ich ja bereits, daher ging es direkt in den Operationssaal. Ohne die unerträglichen Wehen war ich bester Laune und verfolgte neugierig, was alles um mich herum passiert. Da es kein Notkaiserschnitt war, hatten jetzt alle die Ruhe weg. So saß ich eine gefühlte Ewigkeit im OP und schaute der Krankenschwester beim Vorbereiten zu. Meinen Mann konnte ich durch die Tür sehen und wie ungeduldig er wurde.
Allmählich kamen die Wehen wieder, die nach kurzer Zeit schon veratmet werden mussten. Dann kam endlich der operierende Arzt und stellte sich vor. Es hatte so lange gedauert, weil noch Blutkonserven bei der Blutbank zur Sicherheit geholt werden mussten. Ich wurde mit allem möglichen Zeug verkabelt und bekam die Spinalanästhesie. Endlich durfte mein Mann zu mir. Ich beauftragte ihn, mir irgendetwas zu erzählen, um mich abzulenken. Ich wusste, ich achte sonst auf jedes Geräusch, jedes Wort der Ärzte und auf jede Bewegung. Fragt mich nur nicht, was er mir erzählte. Es hat jedenfalls geholfen.
Und dann kamen die Zwillinge auf die Welt – Geburtsbericht Zwillinge 38. SSW
03:39 Uhr – Endlich hörten wir den ersten Schrei von Tom, gefolgt von Theo um 03:40 Uhr. Es war ein unbeschreiblich schöner Moment meine Babys zu hören. Beide durften bei mir im OP bleiben. Abwechselnd wurden sie nur ganz kurz für die U1 (1. Vorsorge) mitgenommen.
Bevor es für uns zurück in den Kreißsaal ging, sagte mir der Arzt, dass es ein Notkaiserschnitt geworden wäre, hätten wir noch länger gewartet. Tom lag in Stirnlage, hatte also seinen Kopf weit nach hinten in den Nacken überstreckt und keine Möglichkeit das zu ändern. Gott sei Dank habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und uns blieb das erspart.
Generell bin ich total froh, zuerst eine spontane Geburt versucht zu haben. Denn die Kaiserschnittschmerzen waren so heftig, dass ich es ewig bereut hätte, wenn ich es nicht versucht hätte. Und ich weiß, ich würde mich noch heute fragen: Was wäre wenn?
Mittlerweile sind die Zwillinge Tom und Theo zwei quirlige Buben von fast zwei Jahren. Tom und Theo halten ihren großen Bruder Henry und ihre Eltern ganz schön auf Trab. Danke, liebe Vanessa, für deine Geschichte. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich freue mich über einen Kommentar.
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Sehr schöner Geburtsbericht. Ich kann so sehr mitfühlen und hab beim Lesen richtig mitgefiebert. Unsere Zwillinge werden nun 1 Jahr alt. Der eine Spontan, der andere per Notkaiserschnitt geboren. Die drei Jungs machen unser Leben perfekt. ?