Jede Zwillingsgeburt ist eine Reise zu sich selbst und den langersehnten Kindern. Mariam wünschte sich sehnlichst eine natürliche Geburt. Doch leider ging ihr Wunsch nicht in Erfüllung. Nach langem Warten kamen ihre Zwillinge per Kaiserschnitt auf die Welt. Lies hier über Mariams Erlebnisse: Zwillinge Kaiserschnitt Erfahrungen – wenn die natürliche Geburt nicht klappt
Zwillinge trägt man nicht bis zu ende aus - Zwillinge Kaiserschnitt Erfahrungen
„Zwillinge trägt man nicht bis zu Ende aus,“ das sagte man uns. Daher empfahlen uns Hebamme, Gynäkologe und Krankenhauspersonal bei 38+0 die Einleitung zu starten. Am Morgen des 31. August 2020 wurde ich also im Hospital aufgenommen. Ein letztes Foto daheim und dann ging es auf, meine Babys zu bekommen.
„Heute“, so dachte ich und hatte damit gerechnet, die beiden spätestens am Abend in den Armen zu halten. Ich war ganz schön aufgeregt und natürlich voller Vorfreude. Die Einleitung verzögerte sich ein wenig und wir begannen am Nachmittag mit der ersten Gabe Einleitungsgel. „Kein Problem“, dachte ich. „Kommen sie eben erst am Abend.“ Weit gefehlt. Es geschah rein gar nichts, sodass ich abends etwas verunsichert und weiterhin abwartend ins Bett ging. Dienstag und Mittwoch ging es weiter, insgesamt weitere vier Gaben Einleitungsgel, jeweils die maximal zulässige Menge pro Tag. Vor und nach jeder Gabe Gel wurde ein CTG geschrieben. Deshalb saß ich sehr viel.
Das viele Sitzen wirkte sich negativ aus
Bis zuletzt hatte ich noch täglich 20 bis 30 Minuten Sport gemacht. War viel spazieren und in unserem XXL-Planschbecken baden. Hier im Krankenhaus bemerkte ich schnell, wie negativ sich das viele Sitzen auf mein Wohlbefinden auswirkte. Ich lagerte enorm viel Wasser ein und nahm acht Kilogramm in nur vier Tagen zu. Insbesondere das Kreuzbein machte mir sehr zu schaffen. Ich hatte extrem geschwollene Füße und Beine. Mein Gesicht und mein Hals waren auffallend dick. Zudem verursachte leider das Gel starke Schwellungen und dementsprechend Schmerzen. (Ist wohl eine nicht seltene Nebenwirkung, da die Schleimhäute etwas austrocknen.) Langsam wurde ich ungeduldig und musste ernüchtert feststellen, es würde wohl alles weniger schnell und einfach sein als gedacht.
Ich war weit über mein Wohlfühllimit hinaus - Zwillinge Kaiserschnitt Erfahrungen
An Tag 4 der Einleitung wurde mit einem Stäbchen versucht, den Muttermund zu öffnen, um weiteres Anschwellen zu verhindern und meine Schmerzen zu mindern. Die Prozedur als solche tat höllisch weh. Doch im Laufe des Tages ging es mir dann schnell besser und die Schwellung ließ nach. Ich weinte viel. Fast bei jedem CTG. Denn jedes Mal waren leichte Wehen zu sehen, doch es tat sich nichts. Ich war wirklich schon weit über mein Wohlfühllimit hinaus, sowohl körperlich als auch emotional. Aber weder ich noch das Team im Kreißsaal gaben die Hoffnung auf, dass ich meine Traumgeburt erleben durfte, nämlich eine natürliche Entbindung. Ich wurde super betreut, mit Massagen, Akupunktur und homöopathischen Mitteln unterstützt. Die Schwestern und Pfleger auf der Wöchnerinnenstation redeten mir gut zu, konnten es jedoch manchmal kaum fassen, dass ich immer noch die Riesenkugel vor mir herschob.
Zwischen Abstechern in den Kreißsaal zum CTG schreiben und kurzen Untersuchungen ging ich mit meinem Mann auf den Parkplatz des Krankenhauses spazieren. Die Aussicht von dort oben ist wirklich toll, auch wenn ein Parkplatz als solcher natürlich nicht die schönste Umgebung ist. Es tat mir gut zu wissen, dass er für mich und uns da war und zu spüren, wie stolz er auf mich und das, was wir geschafft hatten, war. Aufgrund von Corona durfte er ja leider nicht mit ins Krankenhaus und manchmal konnte ich das Gefühl des Alleinseins nicht mehr ertragen. Es war nicht furchtbar tragisch, dennoch war es eines von vielen Teilen, die den Aufenthalt wenig erfreulich machten.
Ich hörte ein dumpfes Plopp
Am Tag 5, wurde mit Tabletten eingeleitet. Der Muttermund war immer noch verschlossen und der Gebärmutterhals bei 2 cm. Ich spürte, wie der Druck stieg, auch weil es mir wirklich immer schlechter ging und langsam die Frage aufkam, ob ich zum Zeitpunkt X überhaupt noch genug Kraft haben würde.
An diesem Tag hatte ich gleich von drei Leuten Besuch: meinem Mann, der Patentante meiner Tochter und meiner Mutter. Mit allen spazierte ich so gut es ging den Parkplatz auf und ab, um die Geburt ins Laufen zu bringen. Um 17 Uhr ging ich aufs Zimmer zum Abendessen und währenddessen um 17:45 Uhr hörte ich ein dumpfes Plopp. Plötzlich lief mir das Wasser nur so die Beine hinunter und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich war unfassbar aufgeregt und der Überzeugung jetzt geht es los. Ich lief tropfend in den Kreißsaal. Währenddessen rief ich meinen Mann an und sagte ihm, er solle sich startklar machen. Mir kamen vor Vorfreude die Tränen und ich spürte noch einmal eine große Ladung Energie in mir aufkommen. Ich würde die Kraft haben, die Babys spontan zu gebären und war bereit für das, was kommt.
alles kam ins Stocken
Leider war jedoch der Blasensprung der einzige Fortschritt und so wurde ich nach langem CTG wieder entlassen. Ich war ganz schön verzweifelt. Konnte es denn wirklich wahr sein, dass es einfach nicht weiter gehen sollte? Bedeutet Blasensprung denn nicht, es geht los? Hatte ich mich während der acht Monate Bindungsanalyse nicht ausreichend mental auf die Geburt eingestellt? Konnte die Welt meine Babys denn wirklich nicht locken? Meine Gedanken kreisten.
Ich spazierte weiter fleißig auf dem Krankenhausgelände, um eventuell doch noch Wehen zu erzeugen. Die Leute, die mich aufgrund des immens großen Bauches oft anstarrten und ansprachen, hatten jetzt noch mehr zu gucken, denn das Wasser lief und lief. Am Samstagmorgen ging es dann an den Wehentropf. Ich war überzeugt: Der bringt den Erfolg. Inzwischen ging es mir körperlich so schlecht. Ich wusste nicht mehr, ob ich die Wehen überhaupt noch von all dem anderen Zwicken und Zwacken hätte unterscheiden können, jedenfalls tat sich ohnehin nur sehr wenig. Das Einzige, was hochging, waren meine Entzündungswerte und der Herzschlag meiner Babys. Bereits Freitag Nacht hatte eine Hebamme angemerkt, dass so hohe Herzfrequenzen nicht lange mit angeschaut werden können und nach einer leider immer länger werdenden Zeit mit Frequenzen von über 200 baten mich die Ärzte um 20:30 Uhr den werdenden Papa reinzuholen.
Sie rieten uns zum Kaiserschnitt – Zwillinge Kaiserschnitt Erfahrungen
Wegen Corona sind Männer im Krankenhaus nur erlaubt, wenn die Geburt kurz bevorsteht. Da ich immer noch keine Wehen hatte, der Muttermund noch geschlossen war und der Gebärmutterhals trotz sechs vollen Tagen des Einleitens noch vorhanden war, war mir natürlich bewusst, dies ist der Startschuss für eine Operation. Eine PDA hatte man mir bereits mittags gelegt. Denn das war a) Pflicht bei Zwillingsgeburten und b) wollte man so versuchen, den Herzschlag der beiden besonders Sophias in den Griff zu bekommen. Ich weinte ganz bitterlich und wollte nicht glauben, all unsere Bemühungen waren umsonst gewesen.
Die Ärztin war sehr einfühlsam und riet uns zum Kaiserschnitt. Nach so vielen Tagen des harten Kämpfens brach für mich eine Welt zusammen. Die Ärztin überließ uns die Entscheidung, sagte aber ganz klar: Innerhalb der nächsten zwei Stunden musste etwas passieren, sonst käme es zum Notkaiserschnitt. Wir entschieden uns dann für einen Kaiserschnitt. Inzwischen hatte ich Fieber und die Herztöne blieben hoch. Alles wurde in Ruhe vorbereitet, sodass wir gegen 21:30 in die obere Etage fuhren. Mithilfe der Ärzte und Schwestern rutschte ich auf das Operationsbett und die PDA wurde aufgestockt. Leider löste das Medikament, wie auch schon am Morgen, eine heftige Reaktion in mir aus und ich begann am ganzen Körper stark zu zittern. Der Oberarzt versicherte mir jedoch, mein Unterkörper sei still genug, sodass meinen Babys nichts passieren würde.
Kaiserschnitt – Endlich ging es los
Ich lag dort auf dem OP, freute mich auf meine Babys und zeitgleich dachte ich mit jedem Atemzug, dass ich es so nicht gewollt hatte. Ich war so traurig und verärgert und das Gefühl des Schnitts löste regelrecht einen Würgereiz aus. Es tat nicht weh, nicht körperlich, aber es stach mir ins Herz, das Ruckeln und Zuckeln zu spüren, als von jeder Seite an meinem Bauch gezogen wurde, um die Öffnung groß genug zu machen, damit meine Babys herauskonnten.
Sie sagten mir, ich sollte pressen. Aber ich hatte nicht mehr die Kraft. Also atmete ich einfach tief ein und atmete so fest und laut ich konnte nach unten wieder aus. Es klappte. Ich hörte Oskar schreien. Im gleichen Moment musste allerdings auch ich laut aufschreien, denn Sophia war hochgerutscht und drückte sich so ungünstig in meinen Brustraum, dass ich keine Luft mehr bekam. Man näherte sich mir mit einer Atemmaske und in meiner Not rief ich nur “Ich will keine Vollnarkose, ich will dabei sein!”. Zum Glück war es aber nur eine Sauerstoffmaske, mit deren Hilfe ich genug Kraft bekam, um mit einigem Pressen und weiteren tiefen Atemzüge Sophia erst nach unten und dann nach draußen zu helfen.
Ich hatte es geschafft – Zwillinge Kaiserschnitt Erfahrungen
Am 05.09.2020 um 22:10 Uhr zeigte man uns unseren Sohn und um 22:11 Uhr unsere Tochter – beide kerngesund und topfit. Das Lösen der Plazenten tat mir unheimlich weh. Ich glaube, mein Körper war inzwischen einfach über sein Maximum hinaus und 39 Wochen schwanger mit Zwillingen hatte an meinem 159 cm großen Körper Spuren hinterlassen. Ich wurde zugenäht und durfte im Kreißsaal das erste Mal meine Kinder in den Arm nehmen und stillen. Sie haben das supergemacht. Ich war todmüde von der gesamten Woche, aber auch von einer sehr anstrengenden und emotional aufreibenden Geburt und zeitgleich überglücklich.
Aufgrund meiner Entzündungswerte und um die Babys erst einmal vollständig auf dieser Welt ankommen zu lassen, mussten wir noch drei volle Tage im Krankenhaus bleiben, bis mein Mann uns mittwochs abholte und ich zu Hause die Wunden der Geburt verarbeiten konnte.
Ein Jahre Zwillingsglück
Wie könnte es nicht besser passen, sind die Zwillinge Oskar und Sophia, der lieben Mariam, gerade ein Jahr alt geworden. Alles Liebe zu diesem besonderen Geburtstag. Danke, liebe Mariam, fürs Teilen deiner Erfahrungen. ♡
Dir gefällt was du liest? Ich freue mich über einen Kommentar. Teile Zwillinge2go damit noch mehr Zwillingseltern davon erfahren. ♡
Hier gleich den nächsten Geburtsbericht lesen: Zweieiige Zwillinge Geburt – So war es bei mir