Jede Zwillingsgeburt ist eine Reise zu sich selbst und den langersehnten Kindern. Doros Traum begann mit einem kleinen eingebackenen Zettel in einem Cupcake. Lies hier über die Geburt ihrer eineiigen Zwillinge Pepe & Justus: eineiige Zwillinge natürliche Geburt – so wars bei mir
Eine Vorahnung – eineiige Zwillinge natürliche Geburt
August 2020. Ich richtete für meine Freundin eine Babyparty aus. Eine andere Freundin brachte selbst gemachte Cupcakes mit. Wir hatten besprochen, dass sie einen Zettel einbackt mit einem netten Spruch. Was ich nicht wusste: Sie backte unterschiedliche Zettel ein. Am Ende blieben Cupcakes über und ich hatte noch keinen. Und oh Wunder, ausgerechnet ich, erwischte den Zettel mit dem Spruch: „Next Twin Mum to be“.
Ich wurde schwanger - eineiige Zwillinge natürliche Geburt
Was soll so ein Zettel schon bedeuten? Insgeheim stimmte er aber mit meinem Wunsch überein. Warum auch immer hatte ich in meiner Vorstellung das Bild Mama von Zwillingsjungs zu sein. Ich erzählte meinem Mann von diesem witzigen Zettel und hing ihn demonstrativ an unseren Badezimmerspiegel.
Die Monate vergingen, Corona zog ein, durchkreuzte unsere Kuba-Urlaubspläne und den damit gesetzten Start der Kinderplanung. Also auf was warten? Dauert ja auch meist, bis sich was getan hat und na ja, man kann ja mal und so.
Im 3. Zyklus wurde ich schwanger. Ich wusste es sofort. Viel zu früh machte ich einen Test morgens um 06:30 Uhr, gerade nach Hause gekommen von der Nachtschicht. Mein Mann war noch total verschlafen im Bett. Ja, eindeutige Sache.
Ja, es sind Zwillinge!
Diese wahnsinnigen Rücken- und Unterleibsschmerzen ließen mich direkt bei meiner Frauenärztin anrufen, nächster freier Termin in zehn Tagen. Als Krankenschwester wusste ich um die Symptome einer Eileiterschwangerschaft, aus Sorge als werdende Mama ging ich in die Notfallaufnahme. Eine Fruchthöhle zeigte sich zumindest schon mal.
Sechs Wochen später, 10. Schwangerschaftswoche, zweiter Termin bei der Frauenärztin: Sie hatte uns beim ersten Termin zur Feststellung der Schwangerschaft nicht gratuliert. Das ist ja oft noch so fragil, waren ihre Worte. Als sie dann bei der zweiten Untersuchung so schlechte Schallbedingungen hatte und sie alles so schwer einsehen konnte, wurde deutlich, warum: Die Badezimmerspiegel-Prophezeiung bewahrheitete sich. Ich war mit Zwillingen schwanger. Unendlich stolz, verunsichert, in freudiger Erwartung, absolut eingeschüchtert, alle Gefühle übermannten mich. Alles ging plötzlich doch etwas schnell. Lachweinend lag ich da vor einer perplexen Gynäkologin, die anscheinend noch nie Zwillinge übersehen hatte.
Beschenkt mit einer wunderbaren, unkomplizierten Schwangerschaft
Mein Bauchgefühl lenkte mich gut von gynäkologischer zu pränatal-diagnostischer Untersuchung. Eigentlich waren mir all die Untersuchungen zu viel. Nur den allernötigsten stimmte ich zu.
Mir wurde eine wunderbare, total unkomplizierte, leichte Schwangerschaft geschenkt. Mein Bauch war klein und schön rund. Nur die wenigsten glaubten mir, dass da wirklich zwei Babys drinnen sind.
Der kurze Krankenhausaufenthalt in der 31. SSW aufgrund von vorzeitigen, schwer einzufangenden Wehen war für mich so nebensächlich, dass er eigentlich gar nicht zur Schwangerschaftsreise dazugehört. Auch da stimmte mein Bauchgefühl: Meine Jungs würden erst in ein paar Wochen ganz natürlich und spontan bei uns wohnen.
„Mein Traum war eigentlich eine Hausgeburt.“
Von Anfang an hatte es sich unser kleiner Pepe in Beckenendlage unten links in der Leiste bequem gemacht. Daher rechneten und planten die Ärzte einen Kaiserschnitt. Auch der zunehmende Gewichtsunterschied der Jungs von knapp 500 Gramm machte eine natürliche Geburt unwahrscheinlicher. Diese Tatsache war das einzige, was mich tatsächlich in der Schwangerschaft beunruhigte. Mein Mann hätte aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht mit zum Kaiserschnitt gedurft und wer weiß, wann und unter welchen Umständen der Kaiserschnitt dann abläuft.
Mein Traum war eigentlich eine Hausgeburt. Für meinen Mann keine Option, also einigten wir uns auf ein Geburtshaus. Doch das ist leider keine Option als Erstgebärende mit Zwillingen. Also blieb nur eine Geburt in einer Klinik übrig. Das fühlte sich für mich nicht gut an.
Schädellage – Einer natürlichen Geburt steht nichts mehr im Wege
In der 35. SSW drehte sich unser kleiner Pepe genüsslich in die Schädellage und machte damit eine natürliche Entbindung nun doch wahrscheinlicher. Justus turnte schon die ganze Schwangerschaft über aus Seitenlage in Beckenendlage in Seitenlage, er würde sich schon noch richtig legen. Bei meiner letzten Geburtsplanung an einem Freitag in der Klinik entließ mich der Oberarzt mit den Worten, dass er mich gern am Montag zur Einleitung wiedersehen möchte. Ich solle mir doch mal über das Wochenende Gedanken dazu machen. Er wollte eine spontane Entbindung zumindest versuchen.
Gedanken machte ich mir, zu einem Entschluss kam ich auch. Ich setzte am Abend unserem ärztlich auferlegtem Sexverbot ein Ende. Ist ja nur ein Ammenmärchen, dass das eine Geburt einleiten soll …
Die Geburt beginnt - eineiige Zwillinge natürliche Geburt
01:15 Uhr: Unser kleiner Pepe klopfte an. Ich riet ihm, wenn er raus möchte, dann müsse er etwas in Gang setzen. Um 01:30 Uhr lag ich mit einem riesigen Blasensprung im Bett und weckte meinen Mann. Ok, los gehts. Wir duschten beide noch. Total aufgedreht, aufgeregt, überfordert. Und dann kam die Panik. Was muss ich denn überhaupt machen, wie geht das denn? Ich war ja die ganze Zeit auf Kaiserschnitt eingestellt. Na gut, kühlen Kopf bewahren. Ich rief in der Klinik an, die mich aufgrund von Bettenmangel noch weiter verlegen wollte, na toll.
Aber wir sollten erst mal herkommen. Also beteten wir, stopften mich mit Handtüchern aus und fuhren los. Wahnsinn, wie viel Fruchtwasser man so hat.
02:30 Uhr waren wir in der Klinik. Klitschnass vom Fruchtwasser lag ich auf der CTG Pritsche. „Warum ist denn hier alles so nass?!“ Die Frage der Hebamme verwirrte mich, ist das nicht normal? 03:00 Uhr stellte die Ärztin vier Zentimeter fest und entschied, dass ich nicht mehr verlegungsfähig wäre. Mit Zwillingen, einem Blasensprung, Wehen und einem vier Zentimeter geöffneten Gebärmutterhals doch etwas zu riskant. Um 03:30 Uhr durfte mein Mann zu mir hoch.
Eine superschnelle Geburt bescherte mir der erste Zwilling
Die Willenskraft, die Pepe anfangs zeigte, bescherte mir eine superschnelle Geburt. Der kurz aufkommende Wunsch nach einer PDA (Periduralanästhesie), als die Presswehen kamen, wurde durch die Hebammen in Mut umgewandelt und durch Lachgas unterstützt. Um fünf Minuten vor acht Uhr wurde er geboren. Seine zarten 2045 Gramm waren genug, um die Welt zum Stillstand zu bringen.
Ich hing an Kabeln, CTG, Tropf. Diese Bewegungsunfähigkeit störte mich wahnsinnig. Ich hatte Schmerzen, das Lachgas hatte seine Wirkung zwar anfangs getan, doch irgendwie wusste ich nicht mehr, wohin mit mir.
Justus tat sich mit allem auch etwas schwer. Für ihn war es nicht der richtige Tag für einen Geburtstag. Seine Blase wurde gesprengt und der Wehentropf machte es uns beiden nicht einfacher, voranzukommen. Da war so viel unnatürlicher Druck.
Der viele Raum, der entstanden war, nachdem Pepe die vertraute Umgebung verlassen hatte, war Justus zu groß. Er drehte sich auf den Rücken und presste seine 2410 Gramm eine Stunde lang gegen mein Schambein, ein Sterngucker. Seine Herztöne wurden schlecht und schwankten stark.
Mit aller Kraft versuchten wir zusammen zu arbeiten. Nachdem ich ihn ermutigte, noch mal alles zu geben, lag er 65 Minuten nach Pepe erschöpft und leicht blau auf meiner Brust. So viel Leben in so einem kraftlosem kleinen Menschen.
Pepe hatte diese lange Stunde mit seinem überwältigen Papa an meiner Seite verbracht.
UND DANN WAREN SIE DA - Eineiige Zwillinge
Und dann waren sie da. Alle vier waren wir erschöpft, überrollt von Emotionen. Justus brauchte noch etwas Atemunterstützung, Pepe hatte es so eilig, dass sein Blutzucker schwankte. Aber sie waren endlich da. Zart, stabil und so wach. Und jetzt? Jetzt kommt das Leben zu viert. Kurze 48 Stunden nach Entbindung duften wir nach Hause.
Wie sich eine kleine Notiz auf einem Zettel doch bewahrheiten kann …
Dankbar und glücklich
Mittlerweile sind Pepe und Justus quirlige Kleinkinder. Doro und ihr Mann sind überglücklich über ihre kleine Familie. Danke, liebe Doro, für deinen eindrücklichen Geburtsbericht.
Dir gefällt was, du liest? Ich freue mich über einen Kommentar. ♡ Teile Zwillinge2go, damit noch mehr Zwillingseltern davon erfahren.
Hier gleich den nächsten Geburtsbericht lesen: Schwanger mit Zwillingen nach Fehlgeburt – ein Erfahrungsbericht